Not in a League of Their Own: Against Native-Speakerism in Expert Translation and the Language Industries

Abstract

In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit der Diskriminierung professioneller ÜbersetzerInnen/DolmetscherInnen und anderer ExpertInnen aus dem Bereich der language industries, wenn diese in eine sogenannte Nicht-Muttersprache übersetzen/dolmetschen oder eine sogenannte Nicht-Muttersprache als Arbeitssprache einsetzen. Allein die Tatsache, dass jemand in die sog. Muttersprache (Her-Übersetzung) übersetzt, soll schon für die Qualität des Translats bürgen, während das Übersetzen in eine sog. Nicht-Muttersprache (Hin-Übersetzung) automatisch ein minderwertige(re)s Resultat zur Folge haben soll. Dieser angeblich essenzielle Unterschied zwischen den beiden Übersetzungsrichtungen wird damit begründet, dass die Kompetenz einer Übersetzerin oder eines Übersetzers in ihrer oder seiner sog. Muttersprache grundsätzlich anders sei als die Kompetenz in einer sog. Nicht-Muttersprache. Ich komme aber wie andere WissenschaftlerInnen in der Translationswissenschaft zu dem Schluss, dass dem nicht so ist, und der diffuse Begriff Muttersprache sich nicht für die Beschreibung der Sprach-/Kulturkompetenz und die Bewertung der Leistung von professionellen TranslatorInnen eignet, da er sowohl ideologisch vorbelastet ist, als auch mit den Maximen der Expertise und Professionalität unvereinbar ist. Im Gegensatz zu den Begriffen Muttersprache und MuttersprachlerIn, die vermeintliche Kompetenz von der Abstammung und Herkunft einer Person ableiten und mit dieser gleichsetzen, betont der Begriff der Expertise die fundamentale Lernbarkeit kulturellen und sprachlichen Handlungswissens, ohne auf essenzialistische, hermetisch abgeschlossene sprachliche und kulturelle Identitäten rekurrieren zu müssen. Die zitierten Daten und Studien aus der Translationswissenschaft belegen nicht nur, dass das Übersetzen und Dolmetschen in eine sog. Nicht-Muttersprache eine gängige Praxis auf dem Kommunikationsmarkt ist, sondern auch die Unverlässlichkeit und Unzulässigkeit, Translatqualität mit der Muttersprache der TranslatorInnen und der Übersetzungsrichtung begründen zu wollen. Professionelle TranslatorInnen haben gelernt, sich adäquat auf die sprachliche und (sub-)kulturelle Welt des Ausgangstextes zu beziehen und einen Zieltext zu schaffen, der den sprachlichen und (sub-)kulturellen Bedürfnissen der Zielgruppe gerecht wird, ungeachtet dessen, woher die TranslatorInnen stammen und welche Muttersprache man ihnen zuschreiben könnte.

Publication
Diplomarbeit, Universität Wien